Wir alle brauchen gelegentlich Unterstützung und das Nehmen fällt uns oft schwerer, als das Geben.
Wer nicht nehmen kann, wird einsam.

Grundlagen des
Hoffman Prozesses

Über Zusammenhänge zwischen Kindheitserfahrungen mit den Eltern und unserem Selbstbild als Erwachsene lässt sich nicht streiten, das fühlt sich subjektiv so an, das belegt auch die neuere Hirnforschung. Unsere Lebenseinstellungen, Stimmungen, Glaubenssätze werden schon früh geprägt, sagen die Hirnforscher. Der Prozess arbeitet mit diesen Erkenntnissen intuitiv seit Jahrzehnten.

Einige der Grundlagen des Prozesses sind: Arbeit mit dem inneren Kind, das Phänomen der negativen Liebe und die Annahme, dass wir eine Einheit aus Körper, Intellekt, Emotionen und etwas sind, was wir die Seele, unser Wesen oder das spirituelle Selbst nennen können.

Das Innere Kind

Wir sind mit unserer Kindheit weit mehr verstrickt als wir glauben.

Der Partner sitzt uns am Tisch gegenüber und schweigt. Wie fühlen sie sich dabei? Was denken sie? Und wie verhalten sie sich? Gekränkt, beleidigt und reden dann auch eine Woche lang nicht mehr mit ihm? Oder versuchen sie es hartnäckig weiter, provozieren? Oder fühlen sie sich schuldig? Häufig werden diese Emotionen zwar durch den Partner ausgelöst, haben aber ursächlich selten etwas mit ihm zu tun.

Die Erfahrungen aus der Kindheit haben sich in unser Verhaltensrepertoire so fest eingeprägt, dass wir uns nicht selten auch als Erwachsene mit ihnen identifizieren und uns entsprechend verhalten. Wir glauben dann, wir seien halt so. Das Enttäuschende ist: meistens fällt es sehr schwer, in der aktuellen Situation etwas zu verändern.
Als Kinder brauchen wir von unseren Eltern die existenzielle Erfahrung, geliebt zu werden. Bedingungslos. Nicht für unsere Erfolge oder Kenntnisse – nicht wie wir sind und was wir leisten, sondern einfach nur so. Wenn ein Kind die bedingungslose Liebe als Basis seines Seins nicht erfährt, fühlt es sich falsch, unerklärlich schuldig dafür, dass es so ist – eben nicht perfekt genug, um geliebt zu werden. Solche Kinder zweifeln daran, liebenswert zu sein. Sie tragen diesen Mangel, verstecken ihn im „Brav-sein" oder in der Rebellion dagegen, sie lernen, sich über Erfolge oder Statussymbole Anerkennung zu holen. Egal wie hübsch, klug und toll sie sind, fühlen sie sich trotzdem klein und minderwertig. Die Zeit und das Erwachsen-Werden ändern daran nichts. Die Techniken des Versteckens werden immer ausgeklügelter, aber das Grundgefühl bleibt.

Als Kind, das wir einmal waren, haben wir uns vielleicht manchmal getraut, unseren Unmut, den Trotz, die Selbstunsicherheit oder die Angst zu zeigen, leider oft vergeblich oder mit negativen Konsequenzen. Als Erwachsener zeigt sich unser inneres Kind immer wieder in den unpassendsten Situationen, in denen wir eigentlich souverän, klar und selbstsicher handeln könnten. Das innere Kind bleibt klein und will um jeden Preis nur eines – es will geliebt und gesehen werden.

Wir verhalten uns in bestimmten Situationen als ob wir drei, sechs oder zehn Jahre alt wären, trotzig oder pubertierend. Wir schmeißen uns zwar selten in einem Supermarkt auf den Boden, verspeisen aber nicht selten eine Tafel Schokolade aus Frust, schmollen mehrere Stunden oder Tage, oder schreien und stampfen, wenn nicht mit den Beinen, dann aber innerlich. Nicht gelebte Emotionen verkrampfen sich im Körper zu Krankheiten.

Die gleichen Ängste wie damals tauchen auf: Angst zu verlieren, als schwach ertappt zu werden, nicht gut genug zu sein, Angst, sich zu blamieren, nicht liebenswert zu sein.

Es bringt auch nicht viel und wenn, dann selten nachhaltig, mit dem inneren Kind intellektuelle Gespräche zu führen. „Sei vernünftig", - sagen wir uns, bevor wir uns in die sinnlosesten Situationen stürzen, „Hab keine Angst" – um sofort zu merken, dass die Angst nur noch größer wird...

Der Hoffman Prozess arbeitet mit dem inneren Kind in dessen Sprache – intuitiv, emotional, gefühlt. So wird es möglich, dass es sich gehört fühlt, ernst genommen und geachtet. Es wird eine Basis geschaffen, auf der das innere Kind es nicht mehr nötig hat, die Liebe zu verdienen, weil es lernt, sich, so wie es ist, geliebt zu fühlen. So kann es wachsen und sich zu einer reifen, klaren, facettenreichen und lebensfrohen Gefühlswelt entwickeln.
„ Kinder, die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben."
- Pearl S. Buck -

Negative Liebe

Um Liebe und Aufmerksamkeit der Eltern zu erlangen, tun Kinder so einiges. Sie gehen fest davon aus, dass sie in allem, was sie tun, von den Eltern beobachtet werden. Von Anfang an scheint die beste Methode die Nachahmung zu sein, noch bevor die wiederkehrenden Enttäuschungen so manchen in die Rebellion treiben. Als Kinder machen wir sehr früh die Erfahrung, dass wenn wir genau so wie die Eltern in ihrem Verhalten, Stimmlage, Sichtweisen und Bewertungen sein werden, wir ihre Zuneigung ernten werden.

Unter negativen Liebe verstehen wir das Phänomen, dass Kinder um jeden Preis die Liebe der Eltern verdienen wollen. Eltern sind keine Heiligen, ihr Verhalten ist nicht nur weise und ausgeglichen. So imitieren Kinder auch negative Verhaltensmuster der Eltern. Ob "brav" oder "böse", das Wichtigste ist - die Aufmerksamkeit zu erlangen. Der Preis ist aber immer der Verrat am eigenen Ich.

Ein zweiter Aspekt der negativen Liebe ist, dass in der Kindererziehung Eltern fast immer bewusst oder unbewusst ihre Liebe an Bedingungen knüpfen. „Wenn du jetzt brav bist, lese ich dir nachher noch was vor", „wenn du nicht sofort aufhörst, schmuse ich nicht mit dir".

Jedes Kind bemüht sich instinktiv, dem Bild zu entsprechen, das sich seine Eltern von ihm gemacht haben, solange es noch erreichbar erscheint. Oder es resigniert. Oder es rebelliert und macht das Gegenteil, um wenigstens für kurze Zeit darin Kraft und Macht zu erleben.

Das Kind weiß ziemlich schnell, wie es sein muss, damit es den Eltern gefällt und sie es mögen. Wenn ein Kind zum Beispiel von seinen Eltern Aufmerksamkeit bekommt, wenn es fröhlich ist und lacht, so wird sich dieses Kind bemühen, der Sonnenschein seiner Eltern zu sein. Und wahrscheinlich lacht es als Erwachsener, 30 - 40 Jahre später, immer noch – auch wenn ihm überhaupt nicht zum Lachen zumute ist.

Folgen der negativen Liebe sind zwanghafte und selbstsabotierende Verhaltensweisen. Nach und nach verliert ein Kind seine Echtheit, verrät sich selbst, verschließt sein wahres Ich. Das authentische Selbst nennen wir auch das Wesen oder das Spirituelle Selbst.
Wir verraten uns so oft, bis wir irgendwann nicht mehr wissen, wer wir wirklich sind. Je weiter wir uns von uns selber entfernen, umso schlimmer wird das Gefühl der inneren Zerrissenheit, das wir zu kompensieren bemüht sind.

Während des Hoffman Prozesses können die Teilnehmer ihre angelernten Lebensszenarien
und Muster Schicht für Schicht ablegen, um bis zum eigenen Kern zu kommen, um zu sich stehen zu können, um endlich zu fühlen: es ist in Ordnung so, jeder ist anders, ich bin nicht böse, falsch oder schlecht – ich bin ich, einzigartig und liebenswert.

Das Hoffman Modell

Das Hoffman Modell beschreibt den Menschen in vier Aspekten. Es veranschaulicht ein interaktives System zwischen dem Intellekt, der Gefühlswelt (dem emotionalen Selbst), dem Körper und dem spirituelles Selbst.

Der Intellekt
Dieser Aspekt repräsentiert unser Denken, unsere Weltsicht, die Werte und Glaubenssätze. Er ordnet Gefühle und Erfahrungen, Ermahnungen und Vorschriften: "du sollst, musst, darfst und darfst nicht" etc.

Negative Muster sind z.B. Kritisieren, Besserwisserei, Perfektionismus, Kontrolle, Täuschung und Abwertung.
Authentische Qualitäten sind z.B. Vernunft, Verstehen, Abwägen, Planen.


Das emotionale Selbst
Dieser Aspekt repräsentiert die Welt der Gefühle, wie wir uns selbst fühlen, was wir für unsere Mitmenschen empfinden oder abstrakte Begriffe wie Liebe, Freiheit, Einsamkeit etc. emotional erleben. Das Innere Kind mit all seinen Mustern ist ein Teil der Gefühlswelt.

Negative Muster sind z.B.: Nachtragen, Anklagen, Taubheitsgefühle, Sucht oder Trotz.
Authentische Qualitäten sind z.B. Neugier, Staunen, Spontaneität, Traurigkeit und Freude.


Der Körper
Der Körper ist die materielle Hülle für unsere Existenz, er beherbergt unseren Intellekt, die Gefühlswelt und das spirituelle Selbst. Die Unausgeglichenheit zwischen dem Intellekt und den Emotionen, die jeder kennt, spielt sich auf dem Schauplatz des Körpers ab, unterdrückte Gefühle suchen sich einen körperlichen Ausdruck.

Negative Muster sind z.B.: chronische Schmerzen, Spannungszustände, Erschöpfung und Krankheiten.
Authentische Qualitäten
sind Beweglichkeit, Sinnlichkeit, Lust, Schmerz, Energie und Vitalität.


Das Spirituelle Selbst
Das Spirituelle Selbst ist die Essenz dessen, wer wir sind. Wenn wir uns tief spüren, ganz bei uns sind und das alltägliche „Wenn" und „Aber", die Zweifel und negativen Bewertungen verstummen, dann sind wir mit diesem Teil in uns verbunden. Jeder kennt solche Momente in der Natur, beim Musizieren, in der Sexualität mit einem geliebten Menschen oder in der Meditation. Das Spirituelle Selbst wird nur überdeckt von den Mustern, ist aber selbst authentisch, frei und wahr. Es ist die Quelle unserer Einzigartigkeit. Dort sind wir weise, intuitiv und in Verbindung mit etwas Größerem, ausdrucksstark und lebensfroh, leicht.

Authentische Qualitäten sind z.B. Kreativität, bedingungslose Liebesfähigkeit, Annahme und Vergebung, Ausgeglichenheit.
Diese 4 Aspekte in uns sind meistens im Ungleichgewicht. Jeder kennt die Momente, in denen Kopf und Bauch miteinander im Streit liegen, und der Körper diesen Streit in Form von z.B. chronischen Kopfschmerzen austragen muss. Alle, die sehr „kopfgesteuert" sind, haben es schwer, ihren Gefühlen zu vertrauen, sie zu zeigen und überhaupt zu fühlen. Menschen, die oft von ihren Gefühlen mitgerissen werden, fehlt häufig die entsprechende Impulskontrolle. Und viele Menschen haben den Zugang zu ihrem Wesen verloren, schämen sich für sich existenziell, sind davon überzeugt, dass sie im Kern schwach, schlecht oder böse sind.

Ziel des Prozesses ist, sie dabei zu unterstützen, die innere Balance zwischen den Aspekten wieder herzustellen.

Damit sie wieder leidenschaftlich sagen können:
Für den Körper: „Ich bin lebendig",
für den Intellekt: „Ich denke",
für das Emotionale Selbst: „Ich fühle"
und für das Spirituelle Selbst: „Ich bin".
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Tilda